AIZPUTE - unsere Partnerstadt in Lettland (Baltikum)

Vor rund einem Vierteljahrhundert erlangten die baltischen Staaten nach fast 40 Jahren Okkupation ihre Freiheit wieder und konnten sich Schritt für Schritt vom sowjetischen Joch befreien. Es folgten die Jahre des langsamen, mühsamen Weges zurück nach Europa - eine Zeit die den verarmten Letten viel Zuversicht und Geduld abverlangte. Hilfe aus dem wirtschaftlich blühenden Europa war angebracht, und sie erfolgte, auch aus Schwerzenbach - den Möglichkeiten einer kleinen Agglomerations-Gemeinde entsprechend.

Aus jener Zeit datiert die ,,Offizielle Partnerschaft der Gemeinde Schwerzenbach mit der lettischen Stadt Aizpute". Ein damals bereits rund 30 Jahre in unserer Gemeinde ansässiger Exil-Lette unterbreitete dem Gemeinderat den Vorschlag dafür, und die weltoffenen Gemeinderäte waren unisono einverstanden. Die Mitglieder des inzwischen aufgelösten Träger-Vereins PRO AIZPUTE führten ehrenamtlich und mit viel persönlichem Einsatz verschiedenste ,,Aktionen im Rahmen der humanitären Hilfe" durch. So zum Beispiel eine Vielzahl von selbstfinanzierten und anfangs durchaus mühseligen Reisen in den unbekannten Nordosten. Die damals noch in ihren militärischen Uniformen und schwer bewaffnet auftretenden Zöllner agierten martialisch und bürokratisch, was unsere Transporte oftmals erschwerte. Dabei führten wir doch gerade in dieser jahrzehntelang vernachlässigten Region dringend erwartete Hilfsgüter jeglicher Art mit. Zu viele sogenannte Befehls-Empfänger waren noch in ihren Funktionen, und offenbar herrschte die gezielt verbreitete Mahnung zur Vorsicht vor unbekannten Europäern, deren Absichten wohl nicht uneigennützig seien.

Mit der Aufnahme der baltischen Staaten in die EU per 1. Mai 2004 war diese intensive Phase für den Verein beendet, denn EU-Länder müssen sich offizielle Hilfe innerhalb der EU holen und bekommen diese auch. Trotzdem hilft Schwerzenbach im kleineren Rahmen und punktuell auch heute noch, wie nachfolgendes Beispiel zeigt:

Während vieler Jahre erhielt in unserer Gemeinde jedes Kind zum 1. Geburtstag als Geschenk des Gemeinderates ein Holz-Spielzeug. Diese hübsch gefertigten und erfreulich naturbelassenen Lastwägeli fertigte der infolge eines Arbeitsunfalles invalide Janis in Aizpute an; die dafür aus Schwerzenbach ihm zugegangene Entschädigung stelle so einen Teil seines Lebensunterhalts sicher. Janis ist inzwischen verstorben und seine Witwe Dina führte den Betrieb alleine weiter. Nun hast sie eine Voll-Beschäftigung gefunden und deshalb die Spielzeug-Fertigung beenden können.

Erfreulich ist, dass der offizielle Teil der Städte-Partnerschaft zwischen Schwerzenbach und Aizpute Novades durch die Behörden weiterhin beidseits gelebt und gepflegt wird. So erneuern Delegations-Einladungen zu besonderen Anlässen nach Aizpute und anderseits nach Schwerzenbach beidseitig die persönlichen Kontakte. Sie verhelfen jeweils zu nützlichem Gedanken-Austausch und weiteren Projekten auch im kulturellen Bereich.

Silvio Meier